Runde 3 „Ding! Ding!“
7. Januar 2014, ich bin schon seit Weihnachten zuhause. Anfang Februar wenn die Wunden verheilt sind, soll es mit der Radiochemotherapie weiter gehen. Es ist früh am Morgen, gegen 4 Uhr. Ich wache wieder auf, weil mir was aus der Nase läuft. Kein Blut, nur eine weiße Flüssigkeit! Von der letzten OP weiß ich das Nervenwasser/Liquor auslaufen kann. Zur Sicherheit, ob es wieder Liquor ist, ruf ich meinen Bruder an und wir fahren wieder in die Klinik. Notaufnahme, paar Kontrollen und Abstriche schnell gemacht und wir warten auf das Ergebnis.
Ich bin sehr optimistisch, ich mache sogar paar Fotos als Erinnerung 😮 es vergeht nicht viel Zeit und ich bekomme die Antwort. Es ist Liquor, „Ding! Ding!“ Runde 3, noch eine OP. Diesmal wird es zwischen Nase und Schädel Bombensicher gemacht. Nach paar Tagen stehe ich wieder auf

Runde 3 geschafft
und versuche wieder auf meinen Beinen zu stehen und am 15. bin ich wieder zu Hause.
Viel Zeit bleibt jetzt nicht mehr, der Plan Anfang Februar steht noch auf der Agenda. Es gibt aber kleine Änderungen, die Behandlung soll stationär laufen, falls die Wunden von der OP wieder aufgehen. Wir können nicht so lange warten bis die Wunden ganz verheilt sind. Das Risiko, dass die Krebszellen sich wieder regenerieren ist da, die erste OP war vor zwei Monaten, deswegen müssen wir mit der Behandlung anfangen.
3. Februar 2014 die Radiochemotherapie fängt an. Ich bin aufgeregt, ich weiß natürlich was auf mich zukommt. Ich habe schon Angst, Angst dass die Wunden aufgehen oder die Nebenwirkungen sehr stark eintreten, aber ich freue mich auch. Denn ich weiß „ich muss das jetzt 6 Wochen ordentlich durchziehen um wieder gesund zu werden“ und da weiter machen wo ich aufgehört habe… bei meiner Liebe sein, sie heiraten und ein glückliches Leben führen.
„Runde 4 Bestrahlung“
Ich bekomme die erste Woche 5 Tage Chemo 5-Fu 600, vom ersten Tag an Cisplatin und jeden Montag weiter bis die 6 Wochen rum sind. Gleichzeitig werde ich noch bestrahlt bis 72 Gray, ich weiß, es wird nicht leicht sein, denn das ist die maximale Dosis die ein Mensch bekommen kann, darf. Ich bereite mich mental schon darauf vor und bekomme auch einige Tipps gegen die Nebenwirkungen. Die Namen 5-FU, Cisplatin und die Maschine zur Bestrahlung, genannt Supernova :O werde ich nie vergessen. Ich habe keine Angst davor, das sind meine Cocktails und die Maschine ist ein guter Freund, den ich morgens zum Entspannen besuchen werde und die letzten zwei Wochen noch abends besuchen werde. Die helfen mir diesen Krebs zu besiegen, ich nehme mir vor, alles mit etwas positivem zu verbinden. Bis zum letzten Tag werde ich ein Ritual aus meinem Tag machen. Vor der Bestrahlung Wasche ich mich mit kaltem Wasser, dann setzte ich meine Kopfhörer auf und höre Musik, während ich zur Bestrahlung gehe. Alles bekannte Gesichter irgendwann, hier und da ein Schwätzchen oder ich komme sofort dran.
„Tee trinken bei Abbas“
Wenn ich reinkomme begrüße ich auch die Supernova, ich gib der Maschine einen Namen „der Tipp war von meiner Schwester, sie hat es von ihrer Freundin/Kollegin bekommen“, einen Namen den ich bei keinem persönlich kenne und der sehr selten ist. Ich nenne die Maschine Abbas :D. Ich leg mich dahin und meditiere bis es vorbei ist. Manchmal stell ich mir sogar vor das Abbas mir einen typischen türkischen Tee bringt und ich am Bosporus, mit Blick auf den Goldenen Horn meinen Tee genieße. Ich halte auch mal Schwätzchen mit Abbas, was ich noch alles geplant habe und was ich noch alles erleben werde, gesungen wird auch. Danach aufstehen, Gesicht waschen, Kopfhörer auf und wieder zurück, bis zum letzten Behandlungstag.
Letzten zwei Wochen kommt auch mal meine Mutter und meine Verlobte mit, manchmal morgens und manchmal abends. Meine Verlobte fragt bei den Ärzten und Personal der Bestrahlung nach, wie ich mich mache ob alles in Ordnung ist. Die Antwort auf die Frage „Also, wir sind jetzt bei der 34. Bestrahlung. Herr Alp kommt jeden morgen mit einem Lächeln hier her, begrüßt uns herzlich, legt sich hin, steht mit einem Lächeln nach der Bestrahlung auf, bedankt sich, verabschiedet sich und geht allein wieder auf Station. Wir bieten ihm an, das jemand ihn abholen kann und er mit einem Rollstuhl zur Station gebracht wird. Aber nein, er lehnt es ab und will gehen und wirkt dabei recht fit. Viele Patienten die so stark bestrahlt werden, kippen ab der 30. Bestrahlung um nach dem Aufstehen. Aber ihr Mann (in der Klinik dachten alle wir wären schon verheiratet) geht und hört dabei Musik.“
Nach der Radiochemotherapie bin ich noch für 5 Wochen in einer Reha in Bad Zwesten und komme am 18. Juni 2014, zwei Tage vor meinem Geburtstag nach Hause. Es geht weiter, habe noch ein paar Runden vor mir…
1 Comment
Fazilet Alp
22. April 2018 at 23:54❤️❤️❤️❤️
Das waren schwierige Zeiten keine Rede, trotz des hast du es immer wieder geschafft mich zum Lachen zu bringen….du bist mein Mann mit Superkräften….? allahım seni daima korusun aşkım